Ich war unterwegs … in Ostfriesland. Das klingt für Pilger etwas ungewöhnlich und ist es auch. Denn dieser platte Landstrich im Nordwesten Deutschlands ist nicht gerade gesegnet mit Pilgerpfaden. Dort fährt man … Fahrrad. Doch einen Weg gibt es, der auch für Fußpilger konzipiert wurde: der Schola Dei. Er führt von Norden an der Nordseeküste über 40 Kilometer ins Landesinnere nach Ihlow, ein kleiner Ort, der sich selbst als geografischen Mittelpunkt Ostfriedlands bezeichnet.
Los ging es an der Ludgerikirche in Norden, der größten mittelalerlichen Kirche Ostfrieslands, mit beeindruckender Barockorgel von Arp Schnitger. Dann weiter durch die Stadt zur reformierten Kirche von Bargebur. Von dort bietet sich ein weltlicher Abstecher zum Schloss Lütjesburg an. Ca. 2 km abseits des Weges liegt dieses beeindruckende Wasserschloss, das einen wunderschönen frühromantischen Schlosspark, einen Englischen Landschaftsgarten, sein eigen nennt. Ein bisschen was für die Seele.
Doch gleich darauf erfolgt ein Kontrastprogramm, denn auf dem Rückweg zum Pilgerweg besuche ich die Dokumentationsstätte Gnadenkirche Tidofeld. Auf dem Gelände befand sich einst eines der größten Aufnahmelager für Vertriebene und Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten. Weiß man so was? Ich bisher nicht, aber hier lässt sich anhand von Exponaten und Berichten von Zeitzeugen viel über die Integration von Flüchtlingen und Vertriebenen in Norddeutschland lernen.
Zurück auf dem Pilgerweg laufe ich durch Wald und an der Straße entlang vorbei an der Warnfriedkirche in Osteel (geschlossen), und komme dann nach Marienhafe. Störtebeker soll in dem Turm der Kirche hier gehaust haben – ein riesiges Backsteinmonument.
Im weiteren Verlauf der Strecke passiere ich einen Gedenkstein, der daran erinnern soll, dass sich hier einst die ostriesischen Häuptlinge Ocko und Focko bekämpften. Bei Häuptlingen denkt man sofort an Indianer, aber warum nicht? Ostfriesische Indianer eben.
Die Gedenkstätte zum ehemaligen KZ Engerhafe ist leider nicht geöffnet; trotzdem ein imposanter Ort mit monumentaler Kirche und separatem Glockenturm nebendran.
Es folgen noch diverse Kirchen gleicher Machart, die alle nicht geöffnet sind, viel ostfriesische Landstraße, aber auch kleine, nette Strecken an Kanälen entlang.
Highlight des Weges und gleichzeitig mein Endpunkt ist die Klosterstätte Ihlow, wo mit einem nachgebildeten Gewölbe-Ensemble an den Standort der früheren Kirche des Zisterzienserklosters „Schola Dei“ erinnert wird. Ein Ort, an dem man nicht nur inne halten und die ungewöhnliche Konstruktion bestaunen, sondern auch der früheren Abtei sowie den Zisterziensern auf die Spur kommen kann. Außerdem den Klostergarten besuchen und am Wochenende auch im Klostercafé Kaffee trinken bzw. im Klosterladen stöbern.
Eine interessante Tour, die allerdings einfacher mit dem Fahrrad als zu Fuß zu bewältigen wird, da sie größtenteils auf asphaltierten Wegen verläuft.











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